Die Psychologie des Konsums

Was viele von uns schon vermutet haben, ist nun wissenschaftlich erwiesen: Je mehr Geld wir für Konsum zur Verfügung haben, desto wohler fühlen wir uns. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler desLeibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in ihrer Studie.

Heinz-Herbert Noll und Stefan Weicksind vor allem zwei Fragestellungen nachgegangen: Erstens wollten Sie herausfinden, inwiefern sich die Verbrauchsstrukturen verschiedener Haushaltstypen und Bevölkerungsgruppen unterscheiden. Das heißt, sie wollten wissen, für welche Güter und Dienstleistungen die Betreffenden regelmäßig wieviel Prozent ihres Einkommens aufwenden. Zweitens untersuchten sie, wie das Wohlbefinden von dem an Konsumausgaben gemessenen Lebensstandard und den Strukturen des privaten Verbrauchs beeinflusst wird.

Dafür werteten sie Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus, einer jährlich stattfindenden, repräsentativen Befragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland.

Wie nicht anders zu erwarten, zeigen sich die Unterschiede im Einkommen der Haushalte eindeutig in den Verbrauchsstrukturen. So entfallen beispielsweise in Haushalten unterhalb der Einkommens-Armutsrisikogrenze mehr als zwei Drittel aller Ausgaben auf Grundbedürfnisse. Mit steigendem Einkommen nehmen die anteiligen Ausgaben für Wohnen, Kleidung und Ernährung deutlich ab, während Ausgaben für weniger elementare Zwecke wie Mobilität, Freizeit und Kultur oder auch Haushaltsausstattung sowie Beherbergung und Bewirtung deutlich zunehmen. Hierbei unterscheiden sich die Verbrauchsstrukturen von Zuwanderern bis auf wenige Ausnahmen kaum von denen der Einheimischen.

Lebenszufriedenheit, das ist schon lange bekannt, hängt vergleichsweise eng mit dem Haushaltseinkommen zusammen. Mit anderen Worten: Die Lebenszufriedenheit nimmt mit steigendem Einkommen deutlich zu. Noll und Weick konnten nun darüber hinaus nachweisen, dass dies nicht nur für das Einkommen gilt, sondern auch für die Höhe der Konsumausgaben, das heißt, die Lebenszufriedenheit steigt mit der Höhe der Konsumausgaben.

Allerdings hat die glücklich machende Wirkung des Konsums auch ihre Grenzen. So konnten die beiden Forscher zeigen, dass sich die Lebenszufriedenheit durch steigende Kauffreude nicht linear erhöht, sondern die Zufriedenheitsgewinne bei steigendem Ausgabenniveau tendenziell wieder abnehmen.

Besonders zufrieden machen übrigens die Ausgaben in den Bereichen Bildung, Bekleidung, Freizeit sowie in der Gastronomie. Hier deutet sich an, dass ein durch vergleichsweise hohe freizeitbezogene Ausgaben geprägter Lebensstil das subjektive Wohlbefinden besonders positiv beeinflusst. Wenn wir hingegen unser Geld für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen oder Energie ausgeben, steigert dieses unser Wohlbefinden nicht wesentlich.

Interessant ist, dass ein niedriges Konsumniveau, das nicht aus der Not, sondern aus einem freiwilligen Verzicht resultiert, die Lebenszufriedenheit nicht negativ beeinträchtigt.

 

Quelle: GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften via idw

https://www.psychologie-heute.de

Weitere Informationen zur Studie finden Sie in der neuesten Ausgabe des Informationsdienst Soziale Indikatoren, ISI, Nr. 51unter
http://www.gesis.org/isi